„Ist Zeit ein Konstrukt unserer Gedanken?“
- beratungundbegleit
- 26. Dez. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Dez. 2024
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Wenn du in der Nacht um 22:30 von Stuttgart an einem Sonntag Richtung Deggendorf fährst und das Navi die Ankunftszeit anzeigt, können 3 Stunden und 5 Minuten seeeehr lang sein. Vor allem, wenn du am nächsten Tag frühmorgens in die Arbeit sollst. Frisch und munter ist da nicht drin.
Wenn du deine Hand oder nur einen Finger mal kurz auf eine heiße Ofenplatte legst - sagen wir mal für 2 Sekunden - kann diese Zeit schon einem wie eine Ewigkeit vorkommen. Erinnerst du dich an den Schmerz, Hand streift Bügeleisen oder dir heißer Kaffee auf deine Hand tropft? Schmerz in Kombination mit Zeitgefühl und Wahrnehmung: sehr lang!
Und wenn du deinem Kind beim Aufwachsen zusiehst und erkennst, wie schnell sie sich doch von einem kleinen, süßen, putzigen Etwas zu einer jungen Heranwachsenden transformiert hat, dann scheint die Zeit viel zu schnell vergangen zu sein. Freude und Zufriedenheit in Kombination mit Zeitgefühl und Wahrnehmung: sehr kurz!
"Es gibt zwei Gaben an die Menschen, die die meisten Menschen falsch nutzen: Gesundheit und die Zeit.", besagt ein Hadith meines Propheten.
Und wahrlich, ich muss schon sehr oft reflektieren, wie ich meine Zeit nutze. Und sehr selten, aber es kommt vor, habe ich Tage dabei, an dem mein Rücken schmerzt, weil die Position auf der Couch nur durch meinen Gang in die Küche geändert wurde.
Aber was ist denn dieses Konstrukt „Zeit“?
Brainstorming wir mal:
„Zeit ist vergänglich“,
„Die Zeit heilt alle Wunden“,
„Mit der Zeit wird alles besser“,
„Kommt Zeit kommt Rat“ oder
„Alles hat seine Zeit“.
Gibt es DIE ZEIT denn wirklich? Was ist mit diesen 24 Stunden und wer bestimmt, dass ne Minute 60 Sekunden beinhaltet?
Freilich hat das irgendwann einmal irgendjemand nach irgendeiner Wissenschaft berechnet.
„Als es mit der Seefahrerei los ging, brauchte man aber eine genauere Zeiteinteilung“, wird erklärt. So wurde die Minute unterteilt – dass es 60 Sekunden sind, das liegt an dem damals üblichen Rechensystem, dem die Zahl 60 zugrunde liegt.
Es nennt sich Sexagesimalsystem.
Nochmal zur Wiederholung: etwas, dass wie Mathematik nicht berechenbar ist, hat so viel Macht über dich, dass du in Stress gerätst, weil du zu einer bestimmten Uhrzeit nicht da bist, wo du sein solltest.
Weil die Kinder morgens nicht richtig in die Puschen kommen, quengeln oder immer noch müde sind, dein Arbeitsbeginn immer näher rückt, aber du ja noch so viel zu tun hast: Kinder in den Kiga bringen, Frühstück herrichten, etwas zusammenräumen, die Sachen für die Arbeit packen, sich selbst noch umziehen undundund...dann ist das definitiv KEIN entspannter Start in den Tag.
Bei mir ist es manchmal sogar so arg, dass ich nach der Arbeit einfach nur noch nach Hause möchte, dass sogar die Fahrt nach Hause mich unter Druck setzt.
In dem Moment fahren für mich die Autos auf der Autobahn zu langsam, die Ampel braucht ewig bis es auf grün schaltet, eine 30´er Zone macht mir zu schaffen (alle vor mir kriechen nämlich), aber ich wollte doch einfach nur heim.
Heim, um zu entspannen,
heim, um den Tag hinter mir zu lassen,
heim, um zu kochen und zu essen,
heim, um bei meinen Lieblingsmenschen zu sein,
heim, um raus aus dem Arbeitsgwand und rein in das Wohlfühlgwand :)
Und warum das alles? Weil ich das System zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein zu müssen - ja müssen - nicht wollen - so verinnerlicht habe in den letzten Jahrzehnten.
Es ist ja nicht möglich, in den Tag hinein zu leben und geschehen zu lassen.
Fließen zu lassen.
Ich sollte mehr auf Heraklit hören, der vor Hunderten von Jahren die These aufgestellt hat. dass "alles fließt."
Dieser ganze Druck, den wir und andere uns auferlegen unter der Bezeichnung ZEIT macht etwas mit uns.
Zumindest mit mir.
Wir treffen uns mit Freunden zum Essen, ich sag "Hallo!", schnauf aus und schnauf ein (atmen) und meine dann, während dem Hinsetzen:"Hej, jetzt muss ich mal zuerst ankommen." und schon steht gefühlt die Bedienung beim Mittagessenstreff neben mir und fragt mich, was ich trinken will.
Ja lass mi hoid amoi schaun in de Getränkekoatn, vielleicht mog i desmoi ja koa Johannesbeerschorle mit weng Saft und vui Wasser, sondern ebbs ondasda. Oba na...i soi mi entscheiden, just in dem Moment, während i mei Jackn erst no ableg.
Aber schau mal. Die Zeit kann doch gar nichts dafür. Die hat ja keine Schuld an meinem Zustand. Die berührt mich nicht, die wertet nicht, die Zeit ist für mich da. Sie lässt alles mit sich machen.
Die lässt sich verbiegen, die Zeit sagt nie "nein", die bürdet sich auch immer mehr auf. Die Zeit macht alle meine Launen mit. Die ist sogar so toll aufgeteilt, dass sie mir eine Struktur vorgibt: Produktivität, Entspannung im Schlaf, Freizeit. Die Zeit überlässt es sogar mir, wie ich diese Zeiten fülle.
Ein kurzer Powernap, um danach zu sporteln,
eine Auszeit in Form von Kochen,
Entspannung durch Wellness,
Qualitime durch und mit Familytime,
Homeoffice oder Aufräumen daheim.
Die Zeit kommuniziert mir, dass sie immer da ist für mich und das Beste für mich will. Wenn die Zeit aber manchmal in meinem ganzen Eifer nicht reicht, dass gibt sie mir auch Zeichen, die ich wahrnehmen soll: Müdigkeit, Appetitlosigkeit (naja, das trifft bei mir nie zu :) ), schlechte Laune, schlechter Schlaf, Verdauungsprobleme, unausgeglichene Atmung, und so ein innerer Groll auf die Umgebung und die Verpflichtungen und so.
Ich und du auch, jeder von uns, kann hier auf Anhieb mindestens 20 Möglichkeiten aufzählen, die Zeit gut zu nutzen, einzuteilen, effektiv zu sein, der Zeit auch Raum zugeben, aber
DU SOLLST FÜR DICH ENTSCHEIDEN, WAS DU IN DEM MOMENT GERADE BRAUCHST.
ACHTE AUF DICH, DU BIST DER MITTELPUNKT.
SEI ACHTSAM UND DEMÜTIG, DASS DIR DIESE ZEIT GEGEBEN WURDE.
NIMM DAS GESCHENK AN, NUTZE ES FÜR DICH SO, WIE ES SICH FÜR DICH AM BESTEN ANFÜHLT.
JEDOCH: ERKENNE DIE ZEICHEN UND HÖRE AUF DIE WORTE, WENN DIE ZEIT MIT DIR REDEN WILL.
Bis bald!
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